18 Haziran 2014 Çarşamba

Wie man Fremde macht

Wie man Fremde macht

Wolfgang Kaschuba

Mit diesem Kongress wird ein wichtiger und mutiger Schritt im Dialog der Religionen
gemacht, der aus historischen wie aktuellen Gründen immer dringlicher wird. Denn gerade in
Europa war der Raum der Religionen stets ein zentrales Konflikt- und Kraftfeld – ich erinnere
nur an die Geschichte der Kreuzzüge, Hexenverfolgungen, Konfessionskriege und
Judenverfolgungen unter christlichen Vorzeichen. Und er ist bis heute ein Konfliktfeld
geblieben. Mit Konflikten etwa auch zwischen christlichen Konfessionen und jüdischer
Religion. Auch wenn konservative Kreise gegenwärtig gerne so tun, als sei der Islam der
„Störenfried“ in einem Europa der Ökumene und des friedlichen Miteinander.

Mein Titel: „Wie man Fremde macht“ will dies aufnehmen: jene europäische Tradition der
„Integration durch Differenz“, der Ausbildung von inneren Wir-Gefühlen durch die
Abgrenzung und Schuldzuweisung nach außen. Als religiöse, als ethnische oder nationale
„Fremdheit“ apostrophiert: Es ist ein altes europäisches Machtspiel, das mit solchen
Differenz-Konstruktionen vollführt wird. Manchmal geschah dies nur spielerisch-diskursiv,
etwa in Gestalt von wechselseitigen Stereotypen und Karikaturen; manchmal aber auch bis an
die Gegenwart heran aggressiv und blutig von den dramatischen Kriegen und „ethnischen
Säuberungen“ im ehemaligen Jugoslawien bis zu einzelnen Gewaltakten im Namen von
Nation, Religion oder regionaler Autonomie.

Mein Feld, die Ethnologie, war an dieser Politik der „Identität durch Differenz“ in der
Vergangenheit aktiv beteiligt. So entwarf die Volkskunde im 19. Jahrhundert als Wissenschaft
von der „eigenen Kultur“ wirksame ethnische und nationale Selbstbilder. Und die
Völkerkunde als Wissenschaft von den „fremden Kulturen“ begleitete koloniale Eroberungen
und rechtfertigte mit den entsprechenden Bildern die Essentialisierung von Ethnie und Nation,
auch von Christentum und „Whiteness“. Deshalb bemühen wir uns heute auch, diese
wissenschaftliche Schuld aufzuarbeiten und abzutragen, die im historischen Kontext von
Nationalismus, Kolonialismus und kulturellem wie religiösem Fundamentalismus aufgetürmt
wurde. Gerade auch in Deutschland und vor dem Hintergrund deutscher Geschichte, in die
offenbar eine spezifisch deutsche Tradition der „Fabrikation des Fremden“ eingeschrieben ist.

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